Die Feuerwehr Zell war am 01.06.2024 mit rund 35 Mann im Einsatz. Glücklicherweise blieb Zell von größeren Schäden verschont, sodass insgesamt nur drei Einsatzstellen in Zell zügig abgearbeitet werden konnten. Zudem führten wir diverse Erkundungen durch.
Parallel dazu unterstützten wir mit zwei Gruppen die Sandsackbefüllung der Freiwillige Feuerwehr Gruibingen. Unser Einsatz begann um 8:30 Uhr und dauerte bis in die Abendstunden. Ein besonderer Dank gilt allen Helfern, die bei der Sandsackbefüllung in Gruibingen tatkräftig mitgeholfen haben, darunter auch freiwillige Bürger aus Zell.
Des Weiteren haben wir am gesamten Wochenende regelmäßig die Bachläufe und Gefahrenpunkte kontrolliert, um auf mögliche Gefahren vorbereitet zu sein.
Am Sonntagabend hat sich die Lage in Teilen des Landkreises leider weiter zugespitzt und es kam zu lokalen Starkregenereignissen. Dadurch entstand eine Einsatzlage, die eine Vielzahl weiterer Kräfte erforderte. Wir waren gemeinsam mit anderen Feuerwehren, dem THW und dem Rettungsdienst im Bereich Uhingen tätig und haben dort die Feuerwehr Uhingen bei der Abarbeitung der Hochwassereinsätze unterstützt.
Vielen Dank für die Unterstützung und den Zusammenhalt in dieser herausfordernden Zeit! Es ist schön zusehen wie herausragend die überörtliche Zusammenarbeit sofort funktioniert!
Ein besonderer Dank geht auch an die Feuerwehr Uhingen für die super Verpflegung während der gesamten Einsatzzeit!
Wir sind froh, dass alle wieder gesund nach Hause gekommen sind.
Eure Feuerwehr Zell unter Aichelberg
Zur aktuellen Hochwasserlage im Kreis
Pressemeldung Führungsstab Landkreis Göppingen
03.06.2024 - 14:00 Uhr (Referenzzeitpunkt)
Ergänzung zur PM vom 02.06.2024 mit Stand 14 Uhr
Göppingen, 03.06.2024 – Aktuell sind die Gemeindefeuerwehren, das THW sowie die Hilfsorganisationen an zahlreichen Stellen mit Schwerpunkt im unteren Filstal noch im Einsatz. Die insgesamt erhöhte Alarmbereitschaft wird weiter aufrechterhalten.
Das oberes Filstal wurde in den vergangenen Tagen von einem 50-jährlichen Hochwasser getroffen. Die Pegel sind hier mittlerweile deutlich zurückgegangen und die Lage hat sich in den betroffenen Gemeinden weitestgehend entspannt. Es werden dort jedoch weiterhin vollgelaufene Keller abgepumpt und die Sicherungssysteme kontrolliert.
Die Feuerwehr Mühlhausen ist seit 10:30 Uhr nicht mehr im Einsatz. Die aufgebauten Schutzmaßnahmen wurden auf den Straßen soweit zurückgebaut, dass der Verkehr auf Gemarkung Mühlhausen wieder weitgehend ungestört fahren kann. Vergleichbares gilt für Gruibingen und Wiesensteig. Das Abkochgebot für das Trinkwasser in Wiesensteig gilt weiterhin.
In Bad Ditzenbach kamen in den letzten 24 Stunden ca. 15 Einsätze hinzu. Insgesamt waren es hier rund 160 Einsatzstellen. Die K1448 (Auendorf - Gammelshausen) ist seit heute 10:45 Uhr wieder für den Straßenverkehr freigegeben.
Die Feuerwehr Deggingen verzeichnet seit gestern Abend 19:30 Uhr ebenfalls keine weiteren Einsätze.
In Bad Überkingen im Ortsteil Hausen ist die Hauptstraße weiterhin durch das aufgebaute Hochwassersystem gesperrt. Eine Durchfahrt nach Unterböhringen ist voraussichtlich wieder ab dem späten Nachmittag möglich.
Die Mannschaften der Gemeinden sind teilweise bereits zur Unterstützung im unteren Filstal tätig oder stehen auf Abruf bereit.
Auch in Geislingen hat sich die Lage entspannt. Am Sonntag-Abend wurde die Sandsackfüllmaschine für weitere sieben Stunden in Betrieb genommen, so dass wieder Vorräte an Sandsäcken im Landkreis zur Verfügung stehen.
In Gingen stieg am Sonntag-Abend durch ein Starkregenereignis im Bereich Marren der Marrbach deutlich an. Mehrere Objekte im Bereich der Brunnenstraße mussten durch zahlreiche Sandsäcke geschützt werden. Hierdurch konnten weitere Keller und Industriegebäude sowie das eigene Feuerwehrgerätehaus weitestgehend geschützt werden. Die Feuerwehr Gingen war bis 1:30 Uhr im Ort im Einsatz und leistete anschließend weitere Überlandhilfe.
Am Sonntag-Nachmittag und Abend gab es weitere vereinzelte Starkregenereignisse. Donzdorf wurde hier besonders getroffen. Nachmittags beim ersten Starkregenereignis wurde bereits festgestellt, dass ein weiterer Niederschlag, wie er auf ca. 19:30 Uhr angekündigt war, den Simonsbach-Stausee mit seinen rund 84.000m³ Volumen erstmalig komplett füllen wird und das Speicherlimit voraussichtlich sogar überschreiten wird. Deshalb wurden hier vorsorglich die Straßen zwischen dem Stausee und der Lauter mit ca. 1000 Sandsäcken und vier Hochwasserelementen aus Bad Überkingen für den regulären Notüberlauf vorbereitet. Das Wasser konnte so ab 20:00 Uhr hier kontrolliert umgeleitet werden. Mit dem zweiten Regenereignis stieg am Sonntag-Abend der Reichenbach über die Ufer. Betroffen waren hiervon drei Straßenzüge und insgesamt waren 12 Keller überflutet. Zehn Personen wurden hier vorübergehend im Feuerwehrmagazin in Donzdorf-Reichenbach untergebracht.
Obwohl die Nachbargemeinden schwer betroffen waren, hatte die Feuerwehr Süßen seit gestern Mittag keine weiteren örtlichen Einsatzstellen.
In Salach wurde am Sonntag-Abend auf dem Betriebsgelände einer Baustofffirma die Sandsackfüllmaschine aus Uhingen in Betrieb genommen. Unterstützt haben hier Feuerwehrkameraden aus Birenbach.
In Eislingen wurde am Sonntag-Abend eine Person aus einer überfluteten Garage durch drei zivile Helfer noch rechtzeitig gerettet. Aktuell werden noch Keller leer gepumpt. Ein Hangrutsch von ca. 15m Breite muss weiter bewertet werden.
In Göppingen wurden am 03.06. weitere 110 Einsatzstellen abgearbeitet. Aktuell werden noch zwei größere Tiefgaragen mit einem Wasservolumen von ca. 2000 m3 von der Feuerwehr leergepumpt. Die Jahnstraße war heute Nacht ab 2:30 Uhr für ca. 2 Stunden gesperrt. Die Unterführung an der B10 Ausfahrt Göppingen-Mitte war gestern ab 20:00 Uhr nicht mehr befahrbar, diese ist ebenfalls wieder frei.
In Wangen kamen in den letzten 24 Stunden ebenfalls weitere 12 Einsatzstellen hinzu.
In Uhingen kam es am Sonntag-Abend zu weiteren heftigen Niederschlägen. Zunächst war Holzhausen betroffen und die örtliche Feuerwehr forderte Unterstützung vom THW. Weiterhin wurden umfangreiche Einheiten von fünf weiteren Feuerwehren nach Uhingen entsandt.
Die Stadt Ebersbach hat es mit einem Schwerpunkt Bünzwangen und Sulpach heftigst getroffen. Die Sulpach wurde durch den örtlichen Starkregen zu einem reißenden Fluss. Der Bereich der Stegwiesenstraße/Mühlweg wurde von einer Überschwemmung derart getroffen, dass um die Sicherheit von zahlreichen Menschen gefürchtet werden musste. Das Wasser stieg derart schnell an, dass die örtliche Feuerwehr diese Personen nicht mehr rechtzeitig evakuieren konnte. Behindert wurde die Arbeit der Feuerwehr auch dadurch, dass das eigene Feuerwehrhaus in der Kanalstraße unter Wasser stand. Zahlreiche Notrufe ließen das Schlimmste befürchten, aufgrund der hohen Strömungsgeschwindigkeit konnte die Feuerwehr diese Personen jedoch nicht mehr erreichen. Da keine Hubschrauber zur Verfügung standen, wurden Strömungsretter der Feuerwehr Stuttgart angefordert um zu den eingeschlossenen Personen vorzudringen. Über zehn Personen konnten durch das eingesetzte Fahrzeug der Feuerwehr Stuttgart aus dem überschwemmten Bereich gerettet werden, eine Personen wurde durch die Feuerwehr Ebersbach gerettet. Eine Person wurde durch einen Nachbar in der Rettung unterstützt, vier Personen gelang nach dem Notruf eine Rettung aus eigener Kraft. Zu fünf abgegebenen Notrufen konnte danach kein Kontakt mehr mit dem Anrufer hergestellt werden. Für die Feuerwehren war diese Ungewissheit für viele Stunden sehr belastend. Da jedoch bis Montag-Nachmittag keine Meldung nach vermissten Personen eingegangen sind, gehen die Feuerwehren davon aus, dass sich auch diese Personen in Sicherheit befinden.
In der Integrierten Leitstelle wurden am Sonntag-Abend innerhalb einer Stunde über 500 eingehende Anrufe registriert, hiervon etwa 200 Notrufe innerhalb einer Stunde. Die Standard-Besetzung von drei Disponenten wurde daher auf die maximale Anzahl von sieben Disponenten für Notrufe erhöht.
In der Nacht bestand die Hauptarbeit der Feuerwehren Ebersbach und Uhingen aus Erkundungen und der Personenrettung und Evakuierung. Aufgrund der extrem stark ansteigenden Pegelständen mussten umfangreiche Evakuierungen angeordnet werden. Nach aktuellen Erkenntnissen kam es zu keinen nennenswerten Personenschäden. Es wurden jedoch Schafe durch die Sulpach mitgerissen.
Einige Straßenbereiche wurden bis zu drei Meter überflutet. Eine Evakuierung zahlreicher Gebäude war notwendig und es wurde für mehrere Hundert Menschen eine Notunterkunft vorbereit. Hierzu wurden die Betreuungseinheiten des Katastrophenschutzes eingesetzt. Eine massive überörtliche Unterstützung aus dem Landkreis Göppingen und den Nachbargemeinden des Landkreis Esslingen war die gesamte Nacht im Einsatz. Weiterhin wurden zur Unterstützung zwei Führungseinheiten von den Feuerwehren Laichingen und Giengen an der Brenz angefordert.
Die B10 wurde massiv überflutet. Diese ist aktuell noch in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. Die Straßenmeisterei und das THW arbeiten daran, die Straße wieder zu öffnen, was aber sicherlich noch bis mindestens morgen andauern wird.
Im Verlauf der Nacht und am Montag-Vormittag waren mehr als zehn Löschfahrzeuge von anderen Gemeindefeuerwehren zusätzlich zu der örtlichen Feuerwehr in Ebersbach und Uhingen im Einsatz.
Umfangreiche Hilfe haben die Gemeinden auch durch das Technische Hilfswerk erfahren. Zeitgleich war das THW mit bis zu 30 Trupps und Gruppen mit rund 180 Einsatzkräften im Einsatz. Die Einheiten wurden teilweise mehrfach im Schichtsystem abgelöst, sodass insgesamt rund 270 ehrenamtliche THW-Helferinnen und Helfer im Einsatz waren. Die Ortsverbände wurden aus ganz Baden-Württemberg nachgefordert. Im Einsatz waren die Ortsverbände Aalen, Böblingen, Calw, Ellwangen, Geislingen, Göppingen, Gruibingen, Hechingen, Heidenheim, Horb, Kirchheim unter Teck, Leonberg, Neuhausen, Ostfildern, Pforzheim, Schorndorf, Schwäbisch Gmünd und Stuttgart. Zusätzlich war der Lage- und Koordinierungsstab der hauptamtlichen Regionalstelle Göppingen durchgängig besetzt.
Am Sonntag um 22:38 Uhr wurde durch das Landratsamt die außergewöhnliche Einsatzlage nach Landeskatastrophenschutzgesetz festgestellt. Gemeinsam mit Bezirksbrandmeister Adrian Wibel und Kreisbrandmeister Dr. Michael Reick verschaffte sich Landrat Edgar Wolff am Sonntag-Abend ein Bild der Situation vor Ort in Ebersbach und Uhingen.
Lagebeschreibung durch das Umweltschutzamt des Landratsamts Göppingen:
Die Hochwasserlage hatte sich bis zum Sonntagnachmittag infolge der nachlassenden Niederschläge entspannt, was sich auch an den stagnierenden bzw. sinkenden Gewässerpegeln widerspiegelte. Die Böden waren von den Regenereignissen in den Tagen zuvor jedoch bereits nahezu gesättigt.
Die Starkregenwarnungen seitens des DWD wurden daher weiterhin als sehr kritisch angesehen. Auch die Hochwasservorhersagezentrale der LUBW warnte vor einer dynamischen Wetterlage mit lokal begrenzten Starkregenereignissen, die jedoch in diesem Ausmaß am Sonntag-Abend im Landkreis Göppingen nicht zu erwarten waren. Eine genaue Vorhersage bzgl. der Örtlichkeit oder aber auch der Regenmenge ist bei Starkregenereignissen nicht möglich.
Nachdem bereits im Vorfeld in einem Zeitraum von 48 h erhebliche Regenmengen in der Größenordnung von 100 – 150 l/m² Niederschlag niedergegangen waren, sind dann an lokalen Stellen innerhalb von ca. 3 h beispielhaft:
in Eislingen ca. 41 l/m²,
in Uhingen-Holzhausen ca. 45 l/m² und kurz darauf nochmals ca. 10 l/m²,
in Ebersbach, besonders in den Ortsteilen Bünzwangen, Sulpach, Weiler und Rosswälden ca. 60 l/m² und kurz darauf nochmals ca. 10 l/m²
in Albershausen ca 35 l/m² und kurz darauf nochmals ca. 14 l/m²
niedergegangen.
Zudem waren die Starkregenmengen nicht nur sehr lokal begrenzt, sondern haben sich über größere Flächen hinweg bewegt.
Es traten lokal heftige Überflutungen in bebauten Gebieten in Ebersbach/Fils, besonders in den Ortsteilen Bünzwangen (Bünzwanger Bach und Sulpach (Sulpach), Weiler (Krebsbach), Uhingen und Uhingen-Holzhausen (Blaubach und Unterlochbach), Albershausen (Höfelbettklinge/Haldenbach und Eislingen/Fils (Krumm) auf. Da auch im Oberlauf der Fils vermehrt Starkregenereignisse im Raum Donzdorf und Süßen auftraten, führte dies zu einem rapiden Anstieg in der Lauter und schlussendlich nochmals zu einem bereits sehr hohen Wasserstand der Fils. Weitere Anstiege durch seitliche Zuflüsse im weiteren Verlauf der Fils, so bspw. durch die Krumm in Eislingen führten zu einem erneuten Flusshochwasser (zwischen HQ50 und HQ100, d. h. mit einer Abflussjährlichkeit zwischen 50 und 100 Jahren. HQ 100 bezeichnet einen Abfluss, welcher statistisch 1 mal in 100 Jahren erreicht oder übertroffen wird).
Vorsorglich wurde auch die Abflussbahn des Hochwasserrückhaltebeckens Simonsbach in der Ortslage Donzdorf gesichert, da die Hochwasserentlastungsanlage kurz vor dem Anspringen war.